Erklärung zu öffentlichen Falschbehauptungen des Literatürk-Festivals

Seit heute (29. 11.) Nacht habe ich Kenntnis davon, dass das Literatürk-Festival schon seit Dienstag einige Dinge über mich auf Twitter verbreitet, die ich so nicht stehenlassen kann. Ich war seit Dienstag offline gewesen. Da das Literatur-Festival mich auf Twitter geblockt hat, musste ich mir erst auf anderem Wege Zugriff auf die Tweets verschaffen.

Das Literatürk-Festival behauptet:

1) Als Veranstalter*innen möchten wir gern auf die Vorwürfe unseres Festivalgasts Marvin Oppong reagieren: In der Tat hat unsere Moderatorin während der Lesung am 16.11.19 das N-Wort ausgesprochen, zwar kritisch kontextualisiert, aber es hätte nicht passieren dürfen…

 

Nicht nur die Moderatorin Karin Yeşilada hat unnötig das N-Wort verwendet, sondern auch die Festivalleiterin Fatma Uzun. Dies wird hier unterschlagen, wenn es lediglich heißt „hat unsere Moderatorin…“.
Eine okaye, weil „kritisch kontextualisierte“ Verwendung des N-Worts gibt es nur in ganz wenigen Fällen, etwa im Zitatkontext. Ein solcher Fall war hier aber nicht gegeben. In allen fünf Fällen war die Verwendung des ausgesprochenen N-Worts absolut überflüssig und vermeidbar. Ario Mirzaie, den ich persönlich nicht kenne, hat auf Twitter sehr treffend an @Literatuerk gerichtet geschrieben: „hat euch bisher niemand erklärt, dass das N-Wort ein absolutes No-Go ist? Immer. Überall.“

Das Literatürk-Festival relativiert hier außerdem. Ja, aber…

2) Zumal in einem Umfeld, in dem sich Herr Oppong eher geschützt gewägt haben dürfte vor so einer Äußerung. Die Moderatorin und wir selbst haben uns dafür bei Herrn Oppong mehrmals entschuldigt, ebenso wie für den Ausdruck „farbig“ im Ankündigungstext…

 

Das Festival insinuiert hier pauschal, sich für alles entschuldigt zu haben und gleichzeitig werden zwei Sachen miteinander vermengt – die zwei N-Wörter in der Moderation und die drei in dem Sechs-Augen-Gespräch anschließend. Für die N-Wörter in der Moderation hat man Verantwortung übernommen, aber bei den späteren drei N-Wörtern gab es nicht jeweils eine Entschuldigung.

4) Herr Oppong verabschiedete sich anschließend freundlich und retweetete unsere Tweets bezüglich der Veranstaltung. Drei Tage später schickte er uns eine Email, in der er einen Mehraufwand in Rechnung stellte und uns damit drohte…

 

Hier wird mir anscheinend vorgehalten, dass ich mich professionell verhalten und trotz der Behandlung, die mir widerfahren ist, meinen Job freundlich zu Ende gebracht und die Fassung gewahrt habe.
Zeitlichen Mehraufwand hatte ich nicht nur durch die rassistische Terminologie in der Festival-Pressemitteilung, sondern auch dadurch, dass die Festivalleiterin Fatma Uzun im Vorfeld eine falsche Uhrzeit ihrer eigenen Veranstaltung an mich kommuniziert hatte, weshalb ich eine Stunde früher den Zug nehmen musste. Solch einen unvereinbarten Mehraufwand als Selbständiger in Rechnung zu stellen, ist absolut sozialadäquat. Hier wird der Eindruck erweckt, als stünde ein Mehraufwand in Frage und als sei ich, was meine Rechnungsstellung betrifft, unberechenbar.

5) sollten wir nicht unverzüglich reagieren, werde „die Sache erheblich eskalieren“. Aus diesem Grunde haben wir uns bisher nicht öffentlich geäußert und einen Anwalt dazu gezogen.

Das Zitat stammt aus einer sehr langen E-Mail und ist aus dem Kontext gerissen. Ich habe mitgeteilt, dass, wenn etwa „die Rechnung verzögert ausgezahlt werden“ sollte „und ich deshalb nachhaken“ muss (Grüße an Christian Gesellmann) oder sollte es „sonst noch irgendein weiteres, unnötiges Problem geben, wird die Sache erheblich eskalieren.“ Da niemand eine Rechnung zu spät auszahlen oder jemandem weitere Probleme bereiten muss, ist die Hinzuziehung eines Anwalts wegen solch einer Äußerung nicht erklärbar, zeigt aber sehr schön, dass sich das Literatürk-Festival unpassenderweise auch noch selbst in der Opferrolle sieht.
Wenn hier die Formulierung „sollten wir nicht unverzüglich reagieren“ gewählt wird, wird der täuschende Eindruck erweckt, als sei es hier um eine öffentliche Reaktion des Festivals auf den Shitstorm gegangen. Aber darum ging es an der Stelle in meiner E-Mail gar nicht. Es ging vielmehr um weitere Fehlgriffe seitens des Festivals. Hier wird der Inhalt meiner E-Mail verdreht, um einen in meiner Person liegenden, ehrenrührigen Grund dafür zu konstruieren, warum man so lange abgetaucht ist. Das ist unerhört.

6) Wir können nicht nachvollziehen, dass Herr Oppong unsere Kooperationspartner bis in die oberste Leitungsebene angeschrieben hat und versucht, uns öffentlich zu diskreditieren….

 

Es ist unzutreffend, dass ich Kooperationspartner des Festivals angeschrieben habe. Jemand, der mir vor Ort sehr schnell vorgestellt wurde und bei dem ich später davon ausging, dass er zum Veranstaltungsort KWI gehöre, der aber zum Verein Kulturzentrum Grend e.V. gehört, an den ich meine Rechnung stellen musste, sagte mir vor Ort, ich solle am besten ihm meine Rechnung mailen. Er sagte, ich hätte seine E-Mail-Adresse aus dem „Cc“ von E-Mails, die ich mit der Festivalleitung ausgetauscht hatte. Zurück im Büro musste ich feststellen, dass es keine E-Mail mit seiner E-Mail-Adresse in „Cc“ gab. Da die Festivalleitung auf Nachrichten von mir nicht reagierte, musste ich um sicher gehen zu können, mein Geld zu kriegen, jetzt irgendwie diesen Herrn anschreiben. Also habe ich das KWI, wo die Veranstaltung stattfand und wo ich den Ansprechpartner verortet hatte, angeschrieben, um die E-Mail-Adresse in Erfahrung zu bringen. Weil ich wusste, dass der Herr irgendeine Cheffunktion hat, habe ich beim KWI entsprechend in der Leitung nachgefragt. Bei diesem Kontakt vom 25. November ging es zusätzlich darum,
– dass die Festivalleitung auf eine schriftliche Kontaktaufnahme von mir vom 19. November bis dahin nicht reagiert hatte,
– ich aber gleichzeitig auf Twitter geblockt wurde,
– meine Rechnung bis dahin nicht bezahlt war,
– darum, dass ich nach Ansprechpartner für Diskriminierungsfragen bei den KWI-Inhabern Ruhr-Uni Bochum, TU Dortmund und Uni Duisburg-Essen fragte, die mir auf Nachfrage übrigens bis heute nicht genannt wurden.

Jemanden öffentlich zu diskreditieren ist ein herber Vorwurf, der leider nicht konkretisiert wird. Kurzum: Hier fährt jemand großes Geschütz auf und wirft mit Steinen, wer im Glaushaus sitzt.